Leistungsgrenze wird massiv erweitert

Die Geothermie in Garching ist an der Kapazitätsgrenze. Nicht, dass kein warmes Wasser mehr aus dem Boden käme, aber die Pumpleistung gibt eine weitere Versorgung von Kunden nicht her. 230 Garchinger Bürger stehen derzeit auf der Warteliste für eine Vollversorgung.

„Wir brauchen erst mehr Energie“, sagt Christian Maier, Geschäftsführer der Energie-Wende Garching (EWG). Er versichert jedoch: „Wir schließen alle Garchinger Bürger ans Netz an.“ Aufgrund der hohen Nachfrage erfolge der Anschluss anhand von Bauzonen, die über Jahre verteilt werden. Für Großkunden am Netz gebe es eine Hybridlösung, die es erlaube, von Frühjahr bis Herbst die Geothermie zu nutzen. Das spare Gas und Geld. Im Winter nutzt man weiter die bestehende fossile Heizung. „Leider müssen wir aktuell alle, die nicht am Netz liegen, vertrösten. Ein Netzausbau ist im Moment nicht möglich. Die EWG ist quasi ausverkauft“, betonte Maier. „Wir investieren massiv in die Erzeugungserweiterung, erst dann wieder in den Netzausbau.“

Für das kommende Jahr ist eine stärkere Pumpe geplant, die statt 100 Liter pro Sekunde mindestens 120 Liter fördern kann. Der Förderantrag ist gestellt und genehmigt, ein Jahr später sollen im Heizwerk Großwärmepumpen in Betrieb gehen. „Es geht dann in Summe um eine Verdopplung auf 100 Milliarden Kilowattstunden.“

Geschäftsführer Maier denkt aber auch ein Stück weiter in die Zukunft. Er will eine weitere Bohrung. Die Vision ist eine Vervierfachung auf 200 Milliarden Kilowattstunden. Konkrete Schritte sind eingeleitet, hierfür ist die 3D-Seismik beschlossen: „Wir hoffen, diese im kommenden Jahr durchführen zu können.“ Die Kosten für die Vervierfachung schätzt Maier auf 50 Millionen Euro. Dabei wird eine staatliche Förderung von bis zu 40 Prozent angestrebt. „Zeitlich bewegen wir uns hier so zwischen 2026 und 2028, aber das wäre eine Vervierfachung der Fördermenge, ein großer nachhaltiger Wurf“, so Maier.

Es gibt jedoch auch kurzfristige Lösungen, die die Kunden selbst in die Hand nehmen können, nämlich weniger Energie zu verschwenden. „Niemand duscht doch mit 60 Grad heißem Wasser“, so Maier. Es wäre ohne große Komforteinbußen möglich, die Temperatur zu senken. Natürlich sei es wichtig, auf die gesetzlichen Regularien zu achten. Und es gibt noch weitere Punkte, die Vorlauftemperatur zu senken und falls möglich die Umwälzpumpe langsamer laufen zu lassen. Das spare Strom und könne die Rücklauftemperatur senken.

Bei Bestandskunden ist für ihn eine Absenkung auf 45 Grad denkbar. „Jedes System ist anders, man kann aber ganz langsam das System selbst optimieren“, sagt Maier. Hier kommt der hydraulische Abgleich ins Spiel. Dadurch werde die Wärme gleichmäßig im Haus verteilt. Das Wasser habe Zeit, die Wärme im Raum abzugeben und kühlt besser aus. Maier kann bereits jetzt in seiner EWG-Schaltzentrale von jeder einzelnen angeschlossenen Anlage aufgrund der abgenommenen Menge die individuellen Verbräuche ablesen. Diese Daten aktualisieren sich alle fünf Minuten und seien daher aktuell und aussagekräftig.

Langfristig hat das Unternehmen die Vision, diese digitalen Daten für die Garchinger zur Optimierung zu nutzen. Daher stellt die EWG in diesem Jahr noch einen eigenen Heizungsbauermeister ein. „Nur mit unseren Kunden zusammen können wir die Rücklauftemperatur reduzieren. Dies ist wichtig, damit so wieder ausreichend grüne Wärme zur Verfügung gestellt wird.“ Selbst wenn Maier derzeit für neue Großabnehmer keine Geothermie-Vollversorgung anbieten kann, ist er sich sicher, dass „gerade für große Gebäude Geothermie unschlagbar ist“.

Quelle: Sabina Brosch / Münchener Merkur vom 23.06.2023

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